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Lehrer- ein Halbtagsjob?

Was haben wir es gut als Lehrer! Lernen Mandala auszumalen in der Uni, unterrichten dann halbtags (was nun wirklich jeder kann) und haben dann auch noch drei Monate Ferien im Jahr.

Gehen wir von den Zahlen aus, die ein Lehrer wirklich unterrichtet, so könnte man das guten Gewissens unterschreiben.

Das, was Lehrer aber noch alles leisten, wird von vielen Menschen in der Gesellschaft vergessen oder es herrschen falsche Vorstellungen über die Tätigkeiten. Denn Unterrichtszeiten sind nicht gleich Arbeitszeiten.

Die Tätigkeiten, die wohl noch am bekanntesten sind, sind Unterrichtsvorbereitung und Korrekturarbeiten. Reden wir also von konkreten Zahlen, die in den Bundesländern zwar variieren, aber nicht so stark, als dass man sie nicht mehr vergleichen könnte.

In Hessen, in meinem Bundesland, arbeitet man Vollzeit, wenn man von ca. 24- 26 Stunden Unterrichtszeit am Gymnasium ausgeht. In der Grundschule sind es in etwa 28 Stunden. Als Französischlehrerin habe ich in der Sekundarstufe I das Lehrwerk, an dem ich mich orientieren kann und auch die Korrekturen sind vom Aufwand geringer, als in der Oberstufe. Neben Leistungsüberprüfungen (Vokabeltests wöchentlich, Grammatiktests bei Bedarf und Arbeiten zwei pro Halbjahr) sind Elterngespräche zu koordinieren, Unterricht vorzubereiten, nachzubereiten und Differenzierungen erstellen, wie beispielsweise Förderpläne, Konferenzen (GeKo oder Fachkonferenz), Gespräche mit anderen Fachlehrern oder anderen Einrichtungen und Organisation von Schulveranstaltungen außerhalb, aber auch während der Schulzeit. Fortbildungen sind zudem verpflichtend und werden regelmäßig durchgeführt. Hausaufgaben werden eingesammelt und korrigiert. 

Während andere Arbeitnehmer ihre festen Zeiten an der Arbeit haben und Feierabend machen, wenn Feierabend ist, haben wir unsere Präsenzzeit in der Schule, aber arbeiten auch Zuhause. In etwa 48 Stunden und 18 Minuten in der Woche. Ein Schock für die Kritiker, wo wir doch nur Arbeitsblätter ausmalen lassen. Diese Zahlen kommen zustande, weil man in der Studie davon ausgeht, dass Ferien= Ferien bedeuten. Dass in den Ferien aber Unterricht vorbereitet wird oder beispielsweise korrigiert wird, wird in der Studie ignoriert. Trotz allem haben Kritiker angemerkt, dass, anders als seit Langem angenommen, die Arbeitszeit von Lehrern bestimmt werden kann. 

Wenn Lehrer ihre Arbeitsstunden einmal mehrere Wochen lang genauestens dokumentieren würden, wäre nicht nur die Gesellschaft erstaunt, sondern auch der entsprechende Lehrer- niemand würde mit einem so hohen Arbeitsaufwand rechnen. Die Rechnung 1/3 in der Schule unterrichten 2/3 für den Rest ist längst überholt und spiegelt nicht die Realität wider.