· 

Meine erste Woche im SPS I

Meine erste Woche im SPS.

Dank meiner Instagramfollower habe ich erfahren, dass nicht in jedem Bundesland bzw. in jeder Uni der Begriff "SPS" geläufig ist. Bei uns an der Uni in Kassel, welche für ihren engen Paxisbezug bekannt sein soll, gibt es mehrere Praktika und Kurse, die dem hohen Theorieanteil im Studium Einhalt gebieten sollen. Begonnen wird mit dem sogenannten Orientierungspraktikum, noch vor dem Studium. Man absolviert ein sechswöchiges Praktikum in einer Institution, die ausschließlich mit Kindern arbeitet, jedoch ist nicht vorgesehen, dass es in einer Schule absolviert wird. Der Grund dafür ist,, dass man erfahren soll, ob die Arbeit mit Kindern Spaß bereitet, ob man überhaupt einen Draht zu Kindern findet und ob man den Anforderungen, die die Arbeit mit Kindern mit sich bringt, gewachsen ist. Ich habe diese Praktikum in einem Kasseler Nachhilfeinstitut absolviert, in dem 90% der Kinder aus Familien mit Migrationshintergrund waren. Die Besonderheit hierbei war, dass viele Eltern ihren Kindern in keinem einzigen Schulfach helfen konnten, oft haben die Kinder Bildungsgutscheine erhalten, weil ihre Eltern die Kosten für die meist teure Nachhilfe nicht finanzieren konnten und weil die Kinder meist auf Schulen gehen, die inklusiv beschulen und dort Lehrermangel herrscht, sodass die Förderung leider ausbleibt. In meiner Schulzeit habe ich meine Praktika in der Grundschule und in einem inklusiven Kindergarten absolviert, völlig fremd waren mir die Probleme und die Kinder also nicht. 

Im Studium angekommen absolviert man ein Wochenendseminar, genannt "Personale Basiskompetenzen", ein Seminar, in dem man Schulerfahrungen aufarbeitet, selber vor einer Menschenmenge redet, Schulsituationen, verursacht durch andere Teilnehmer, absolviert. Das ganze wird von Professoren, Psychologen und erfahrenen Lehrern begleitet, am Sonntag gibt es dann ein ausführliches Gutachten und ein Gespräch mit den Leitern, ob man eine Empfehlung für den Beruf bekommt, worauf man achten sollte, etc.

Anschließend folgt das Berufspraktikum. In diesem soll man erkunden, ob ein anderer Beruf nicht auch eine interessante Möglichkeit wäre. Das Praktikum dauert acht Wochen und soll in einer total fremden Branche absolviert werden. Ich habe diese, wie viele mitbekommen haben, letztes Jahr in der Ausländerbehörde absolviert und es hat mir super gefallen, es gibt viele positive Aspekte in der Dienstleisterbranche zu arbeiten und ich muss gestehen, dass ich etwas an meiner Studienwahl gezweifelt habe. Zweifeln ist menschlich, wie ich in einem anderen Blogbeitrag bereits beschrieben habe und so bin ich nach kurzem Schwanken nun wieder überzeugter denn je, dass ich Lehrerin werden möchte.

Deswegen folgt nun mein SPS. Schulpraktische Studien, wenn man es ausschreiben möchte. Da der Name aber ewig lang ist, beschränke ich mich auf das kürzere SPS. Gemeint ist ein Schulpraktikum in einer Schule, die die Uni zuteilt. In dem Praktikum soll man den Schulalltag kennenlernen, man hospitiert bei allen Lehrern, die einverstanden sind, führt erste Unterrichtsversuche durch, unterstützt den zugeteilten Mentoren und hat zwei Unterrichtsbesuche, ähnlich dem Ref.

 

Ich wurde einer Gesamtschule im Landkreis zugeteilt. Riesiges Gelände, offene Räume, ein Kollegium, das so nett ist, dass ich glaube zu träumen. Jeder bietet seine Hilfe an, ist bereit für Hospitationen, ich darf überall hin mitkommen, bis jetzt gibt es also nichts zu meckern.

 

Meine erste Woche war die Woche für besondere Vorhaben. Manche unter uns würden es auch Projektwoche nennen. Durch den Standort in der Nähe von Kassel hat es viele Klassen auf Ausstellungen auf der documenta verschlagen, die alle vier bis fünf Jahre in Kassel stattfindet und dieses Jahr erstmalig auch nach Athen outgesourced wurde.

Auch wurde ein Schwimmbad besucht, es gab einen Sporttag und es wurde Pizza essen gegangen. Besonders das junge Kollegium (dazu zählen für mich auch die älteren Kollegen, die jung geblieben sind) hat mich fasziniert und der Umgang mit den Schülern, die oft auch nicht leicht sind. Ich bin in einer neunten Klasse, ihr Lehrer wisst, wie anstrengend die Pubertät sein kann.

Bis jetzt gibt es also nichts zu meckern :) Mal sehen wie es nächste Woche wird, wenn die Schule wieder regulär stattfindet...

 

Der Vollständigkeit halber noch die zwei letzten Praktika, die ich absolvieren werde. Das SPS II werde ich nächstes Semester vorbereitend beginnen, stattfinden wird es dann erst im März. Dieses Praktikum ist zweigeteilt, ein Halbjahr werde ich in Französisch absolvieren, ein Halbjahr in PoWi.

Die Besonderheit dabei ist, dass ich nicht wie im jetzigen SPS eine Schule begleite, sondern eine Klasse durch ein Halbjahr führen werde, das heißt, ich werde auch Klassenarbeiten, Vokabeltests, mündliche Noten etc. konzipieren bzw. geben.

 

In zwei Semestern, so der Plan, werde ich dann das erste Staatsexamen stolz in den Händen halten und dann ins Referendariat ziehen. Sofern mir die Uni mit Doppelbelegungen keinen Strich durch die Rechnung macht :)

 

Wenn ihr Fragen habt, nutzt das Kontaktformular, schreibt mir eine E-Mail oder schaut bei Instagram "lehrerleben" vorbei, ich freu mich auf euch, eure Kathrin von lehrerleben.